Verroht unsere Gesellschaft zusehends? Wird der Umgang der Menschen untereinander tatsächlich immer rücksichtsloser und brutaler?

 
Im August 2023 wurde ein geschwächter Bergsteiger von seinem Begleiter am Berg zurückgelassen. Er hätte alleine zurechtkommen müssen, war die lapidare Aussage des Bergkameraden, der in der Zwischenzeit seelenruhig in einer Berghütte schlief. Ein trauriges Beispiel für Gleichgültigkeit und Egoismus.

Woran liegt es, dass gegenseitige Rücksichtnahme sowie einst verbindliche Normen und Regeln für ein gelingendes Miteinander immer mehr abhanden kommen?

In unserer Gesellschaft liegen Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung stark im Trend. „Zuerst komme ich und ich will mich nicht einschränken lassen“ ist heutzutage ein gängiges Motto, das nicht nur unsere jüngere Generation, sondern alle Altersklassen und Bevölkerungsschichten durchdringt. Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung an sich sind nichts Schlechtes, aber sie brauchen Grenzen. Nämlich dann, wenn die Freiheit oder gar die Gesundheit des einen durch egozentrische und lustgesteuerte Handlungen des anderen gefährdet wird.

Den Dualismus zwischen Eigennutzen und Allgemeinnutzen gab es immer und wird es immer geben. Für ein gelingendes Miteinander muss man aber manchmal sein Ego zurückstellen und Einschränkungen in Kauf nehmen.  Jede und jeder von uns trägt dazu bei, das jeweilige Klima in  der Gesellschaft mitzugestalten. Achten wir zusammen darauf, dass der Wind nicht noch rauer wird. 

Veröffentlicht: Wo Sonst – Hitzendorfer Gemeindezeitung, 03/2023